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Im Ökopark getroffen – Lü Shuangyu: "Ich habe das Wachstum mitgestaltet"

2018-11-13 12:32 Ökopark


© Gao Yingjun


Jeden Morgen dieselbe Szene. Pünktlich zum Arbeitsbeginn betritt sie wieselflink das Büro. Den Blick aufs Mobiltelefon gerichtet – ja keinen Termin, keine Aufgabe verpassen. Auf leisen Sohlen eilt sie zu ihrem Arbeitsplatz und ist dann hinter dem großen Bildschirm kaum noch zu sehen. Konzentriert geht sie ihrer Arbeit nach. Ruhig. Zuvorkommend. Immer höflich. Bescheiden. Zu bescheiden. Andere Kollegen unterhalten sich mit kollernder Stimme. Kommentieren jeden Arbeitsschritt oder „explodieren“ zuweilen am Telefon. Sind extrovertiert. So nicht Lü Shuangyu. Sie ist die fleißige Arbeiterin, der ruhende Pol. Die gute Seele des Ökoparks, die sich unter anderem darum kümmert, dass die Chefs alle notwendigen Unterlagen zusammenhaben, um ihre vielen geschäftlichen Auslandsreisen sorgenfrei antreten zu können. Die „gute Reisetante“ würde man sie in einem deutschen Unternehmen liebevoll nennen.

Das erweckt den Eindruck, Lü Shuangyu wäre schon uralt. Das ist sie nicht. Die 30 hat sie gerade überschritten, und selbstverständlich ist sie für mehr als die Vorbereitung von Geschäftsreisen verantwortlich. Zu ihrem Aufgaben gehört ebenso, mit den Mitgliedern des Beratergremiums Kontakt zu halten und Projekte der Zusammenarbeit mit deutschen Einrichtungen und Unternehmen zu koordinieren. „Das würde ich gern noch intensiver machen“, gibt sie zu und fügt an: „Dafür muss ich mein Deutsch weiter vervollkommnen.“ Da stellt sie ihr Licht unter den Scheffel.

Lü Shuangyu gehört zu den „alten Hasen“ des Ökoparks. Die Shandong-Universität hat sie vor sieben Jahren absolviert. Germanistik und Außenwirtschaft hat sie studiert und war auch einige Monate als Austauschstudenten an der Universität in Augsburg. Als es dann an die Suche nach einer interessanten Aufgabe ging, habe sie überlegt, nach Peking zu gehen oder an ihrem Studienort Jinan zu bleiben. Allerdings haben die Eltern dann ein Wort mitgeredet. „Sie wollten, dass ich in ihrer Nähe bleibe“, sagt die junge Frau mit einem nur leicht wahrzunehmenden verschmitzten Lächeln. Die Eltern waren es auch, die ihr die Kunde vom bald zu gründenden Deutsch-Chinesischen Ökopark überbrachten. Das fand Lü Shuangyu interessant. „Eine neue Plattform für die Zusammenarbeit mit Deutschland war für Qingdao genau das Richtige.“ Ihre Heimatstadt habe ja ein „deutsches Erbe“. Das schlummerte jedoch vor sich hin. Von engen Kontakten zu Deutschland konnte kaum die Rede sein. Bei diesem Neuanfang wollte die junge Absolventin dabei sein. Mitarbeiter mit Deutschkenntnissen wurden gesucht. Wichtiger noch: Diie Mitarbeiter sollten Grundwissen über deutsche Kultur mitbringen und wissen, „wie Deutsche denken“. Lü Shuangyu konnte das einbringen.

So war sie eine der ersten, die im Ökopark angestellt wurden. „Damals gab es das Verwaltungskomitee noch nicht, nur eine Lenkungsgruppe für die Planung des Projekts.“ Inzwischen hat sich der Ökopark, „der mehr als ein Gewerbegebiet ist“, gemausert. „Nach deutschen Umweltstandards wurde er gebaut, deutsche Planungsbüros wurden beauftragt, Umwelttechnologien aus Deutschland wurden hier erstmals in China angewendet. Das Passivhaus zum Beispiel.“ Lü Shuangyu hat den Ökopark wachsen sehen. Wo vor sieben Jahren nur Brachland war, sind heute blühende Landschaften im wahrsten Sinne des Wortes. Ursprünglich war davon ausgegangen worden, dass hier vor allem deutsche Hersteller von Umwelttechnologie investieren. Inzwischen hat sich das Konzept etwas verändert. „Das ist ja das Schöne, dass Konzepte im Laufe der Entwicklung angepasst werden.“ Dazu gehöre auch, dass heute nicht nur auf „Deutsch“ geschaut werde, sondern ein internationales Umfeld entsteht.

Auch wenn Lü Shuangyu selbst nicht im Ökopark wohnt – als den Mitarbeitern die ersten neugebauten Wohnungen zum Kauf angeboten wurden, hatte sie gerade im Zentrum von Huangdao ein Apartment gekauft –, ist sie davon überzeugt, dass er eines nicht zu fernen Tages zu einem attraktiven Viertel werden wird, mit kulturellen Einrichtungen, Kinos, Museen. Ein Ort, an dem nicht nur für die Produktion gute Bedingungen bestehen. Sie hat die Entwicklung mit eigenen Augen verfolgt und auch einen Beitrag dafür geleistet. So soll es auch in den kommenden Jahren bleiben. Peter Tichauer


Der Artikel erscheint in Ausgabe 3-2018 von "China insight".

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