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Die Latte liegt für uns jetzt noch höher - Gespräch mit Zhang Jianguo

2018-11-22 11:17 Ökopark

Am 31. Oktober 2018 wurde der Deutsch-Chinesische Ökopark Qingdao auf dem 13. Forum für nachhaltige Stadtentwicklung der Vereinten Nationen mit dem UNO-Preis für nachhaltige Urbanisierung ausgezeichnet. Den Preis hat Zhang Jianguo, Vizepräsident des Verwaltungskomitees des Deutsch-Chinesischen Ökoparks entgegengenommen. Nach der Rückkehr aus Bangkok sagte er im Interview, der Preis sei nicht nur eine internationale Bestätigung für die Erfolge des Ökoparks. Mit ihm werde auch die Latte für die künftige Arbeit im Ökopark ein ganz Stück weit höher gelegt.


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Herr Zhang, Sie haben Ende Oktober in Bangkok am Forum der Vereinten Nationen für nachhaltige Stadtentwicklung teilgenommen, das anlässlich des auf der Shanghaier Expo 2010 initiierten Welttag der Städte stattfand. Mit welchen Eindrücken sind Sie nach Qingdao zurückgekehrt?

Zunächst finde ich es sehr wichtig, jedes Jahr am Welttag der Städte aus unterschiedlicher Sichtweise Probleme bei der Urbanisierung und deren Lösungsansätze zu diskutieren. Interessant ist dabei, dass die Fragen nicht nur aus einer regionalen Sicht beraten werden, sondern aus einer globalen. Das verleiht dem Forum einen strategischen Charakter.

Darüber hinaus hatte das Forum einen hohen wissenschaftlichen Anspruch: Wissenschaftler, Experten für Stadtentwicklung aus allen Teilen der Welt haben teilgenommen.

Ein Schwerpunkt war in diesem Jahr die Frage, wie Städte nachhaltig und menschenwürdig gestaltet werden können. Das alles wurde nicht abgehoben, sondern sehr praxisnah beraten. Insbesondere wurde berücksichtigt, dass Länder und Regionen mit unterschiedlichem Entwicklungsniveau unterschiedliche Herausforderungen bei der urbanen Entwicklung zu meistern haben. Nehmen Sie zum Beispiel Wasser, eine globale Ressource, die sehr ungleich verteilt ist. Im Zuge der Urbanisierung nimmt gerade in Entwicklungsländern der Wassermangel zu. Darauf müssen wir weltweit Antworten finden.


Über welche weiteren wesentlichen neuen Probleme bei der Urbanisierung wurde neben dem eben erwähnten Ungleichgewicht bei der Trinkwasserversorgung diskutiert?

Ich persönlich war vor allem beeindruckt, welche verschiedenen Ansätze es bei der Urbanisierung gibt, was selbstverständlich auch etwas mit dem ungleichen Entwicklungsniveau in den einzelnen Regionen zu tun hat. So hat ein früherer Bürgermeister einer amerikanischen Kleinstadt erzählt, dass für ihn der Glücksfaktor entscheidend ist, die Zufriedenheit der Menschen. Daran habe er vor allem seine städtischen Konzepte ausgerichtet. Dagegen hat der Bürgermeister der maledivischen Hauptstadt Malé vor allem mit der Trinkwasserversorgung ein Problem. Und das, obwohl die Malediven „ein Tropfen“ im Ozean sind. Es geht um die grundsätzliche Versorgung mit sauberem Trinkwasser, ohne dabei die Umwelt zu belasten. Diese beiden Beispiele zeigen, zwischen welchen Polen wir uns auf dieser Welt bewegen.


Der Deutsch-Chinesische Ökopark wurde in Bangkok als einziges Gewerbegebiet mit dem UNO-Preis für nachhaltige Stadtentwicklung ausgezeichnet...

... nicht als Gewerbegebiet, sondern als grüner Stadtbezirk...


... der auch ein Gewerbegebiet ist. Welche Bedeutung hat diese Auszeichnung?

Dieser Preis ist eine Bestätigung für unsere Strategie, konsequent eine emissionsarme, grüne, umweltfreundliche Entwicklung zu verfolgen. Was wir uns vor fünf Jahren vorgenommen haben, gilt auch heute noch: Nachhaltigkeit und Ökologie sind die wichtigste Grundlage und Voraussetzung für die Entwicklung in unserem Gebiet. Das wurde bisher von verschiedenen Stellen in China gewürdigt, von der Staatlichen Entwicklungs- und Reformkommission beispielsweise oder dem Umwelt- und dem Bauministerium zum Beispiel. Mit diesem UNO-Preis haben wir nun auch eine internationale Bestätigung, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Er ist aber selbstverständlich auch eine Verpflichtung, vom Weg der grünen Entwicklung nicht abzuweichen.

Mehr noch: Mit diesem Preis erhöhen sich die Ansprüche an uns. Künftig reicht es nicht aus, lediglich Beispiel für nachhaltige Urbanisierung in China zu sein. Wir müssen dies für die ganze Welt sein. Dazu brauchen wir noch bessere Mitarbeiter, dazu müssen wir uns noch weiter für neuere und bessere Technologien öffnen. Dazu müssen wir die besten Investitionsvorhaben gewinnen. Und wir müssen dafür sorgen, dass sich unser Gebiet noch besser, noch grüner, noch nachhaltiger entwickelt. Für die Planungen der Entwicklung in den kommenden zwei Jahren habe ich auf der Konferenz nicht nur neue Ideen gewonnen, sondern auch neue Impulse erhalten.


Der Ökopark war nicht der einzige Preisträger. Was unterscheidet aus Ihrer Sicht den Ökopark von anderen ausgezeichneten Bezirken beziehungsweise Städten?

Wissen Sie, das ist ja nicht wie bei einem Sportwettbewerb, bei dem der gewinnt, der am schnellsten läuft. Ausgezeichnet wurden Lösungen für nachhaltige Stadtentwicklung, die sich voneinander unterscheiden, auch aufgrund des unterschiedlichen Niveau sder wirtschaftlichen Entwicklung in den einzelnen Regionen. So wurden ein dänischer Industriepark und ein holländisches Wohngebiet ausgezeichnet. Beide Länder haben eine hohe Wirtschaftskraft und eine starke technologische Basis. Das spiegeln die Entwicklungsmodelle dieser beiden Gebiete wieder. Mit dieser auf Technologien basierten Strategie sind beide Gebiete aus meiner Sicht besser als wir hier im Ökopark. Auf der anderen Seite wurde eine thailändische Kleinstadt gewürdigt, in der bei der städtischen Entwicklung vor allem auf einheimische Rohstoffe zurückgegriffen wird. Auf Bambus zum Beispiel. Ich finde, die thailändischen grünen Gebäude reichen in ihrer Qualität an unsere hier nicht ran. Klar, dort sind ganz andere Bedingungen, es herrscht ein anderes Klima. Und selbstverständlich sind die Gebäude auch grün. Aber eben recht einfach. Ohne viel Technologie, ohne große Investitionen. Selbstverständlich ist das für die dortigen klimatischen Bedingungen vollkommen ausreichend. Wir hier verbinden mit „grün“ aber einen höheren Anspruch.


Auf einheimische Rohstoffe zurückzugreifen – was kann denn noch grüner sein?

Das ist richtig. Und es lohnt sich auch, darüber Gedanken zu machen, wie einheimische Rohstoffe noch besser eingesetzt werden können, um durch kürzere Transportwege unsere Energiebilanz zu verbessern. Wichtig ist aber auch, in neue, umweltfreundliche Technologien zu investieren, sie zu entwickeln und einzusetzen.


Mit Zhang Jianguo sprach Peter Tichauer


Das Interview erscheint in Ausgabe 3/2018 von "China insight" - Erscheinungstermin ist der 22. Dezember 2018.

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