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Interview mit Gertrud Maltz-Schwarzfischer: Ohne weltweite Kooperation floriert die Wirtschaft nicht

2019-02-22 12:07 Ökopark


© Wang Chaolu


Am 22. Februar 2019 wurde im Deutsch-Chinesischen Ökopark die Regensburg-Repräsentanz in Qingdao von der Regensburger Bürgermeisterin Gertrud Maltz-Schwarzfischer und dem Präsidenten des Ökoparks, Zhu Tieyi, eingeweiht, die erste Repräsentanz der ostbayerischen Wirtschaftsmetropole im Ausland überhaupt. Von der Gründung der Repräsentanz erhofft sich die Bürgermeisterin unter anderem Impulse für den Ausbau der Zusammenarbeit in allen Bereichen der Zukunftstechnologien.

 

 Frau Bürgermeisterin, im Gespräch mit Präsident Zhu Tieyi sagten Sie, mit der Einweihung der Regensburg-Repräsentanz im Deutsch-Chinesischen Ökopark bekomme die Zusammenarbeit zwischen Regensburg und Qingdao eine neue Dimension. Was meinen Sie damit konkret?

Für uns ist es etwas Neues, eine Repräsentanz im Ausland zu haben, die Regensburg im Markt vertritt und bei den Unternehmen bekannt macht. Davon versprechen wir uns eine neue Qualität der Zusammenarbeit, denn sie wird beständiger. Wir haben jetzt hier in Qingdao einen direkten Ansprechpartner. Und Unternehmen aus Qingdao haben eine Anlaufstelle, um sich zu informieren, wenn sie Interessen in Europa verfolgen und möglicherweise in Regensburg beginnen wollen, diese realisieren.


Seit zehn Jahren sind Regensburg und Qingdao Städtepartner. Wie haben sich in diesem Jahrzehnt die wirtschaftlichen Beziehungen zwischen beiden Städten entwickelt?

Eigentlich gab es schon vor 15 Jahren die ersten Kontakte, um herauszufinden, was sich in China tatsächlich tut. Für uns in Regensburg ist China schon sehr weit entfernt. Sich nur auf die Berichte in den Medien zu verlassen, reicht nicht aus, um sich ein umfassendes Bild zu machen. In direkten Kontakten lassen sich Möglichkeiten besser ausloten, weshalb wir vor zehn Jahren die Städtepartnerschaft vereinbart haben. Seitdem haben sich sehr viele wirtschaftliche Kontakte entwickelt. Mindestens einmal im Jahr organisiert unsere Wirtschaftsförderung eine Delegationsreise nach China. Es gibt inzwischen Unternehmen, die an beiden Standorten, in Regensburg und Qingdao, angesiedelt sind. Zu den Großen gehört Siemens. Für die Firmen ist es hilfreich, wenn sie Dank der Städtepartnerschaft leichteren Zugang zu den Entscheidungsträgern der Wirtschaft in beiden Städten haben. Diese persönlichen Kontakte sind unbezahlbar.


© Wang Chaolu

Regensburgs Bürgermeisterin Gertrud Maltz-Schwarzfischer und der Präsident des Deutsch-Chinesischen Ökoparks, Zhu Tieyi, besichtigen die am 22. Febuar 2019 im Ökopark eröffnete Regensburg-Ausstellung, die bis zum 3. Februar einen Überblick über Geschichte, Wirtschaft, Tourismus und Kultur der ostbayerischen Wirtschaftsmetropole vermittelt.



Wir befinden uns in einer neuen Stufe der industriellen Revolution. Regensburg ist ein moderner Hochtechnologie-Standort. In Qingdao und insbesondere im Deutsch-Chinesischen Ökopark hat die Entwicklung von Zukunftstechnologien Priorität. Wo sehen Sie für die kommenden Jahre Ansatzpunkte für neue gemeinsame Vorhaben zwischen beiden Städten?

In allen Zukunftstechnologien. All diese Branchen entwickeln sich sehr schnell. Und China ist bei künstlicher Intelligenz, bei intelligenten Maschinen und der Vernetzung von Anlagen mittlerweile weltweit führend. Ich verspreche mir von der Zusammenarbeit, für uns geeignete chinesische Technologien in Regensburg nutzbar machen zu können. Da denke ich beispielsweise an autonomes Fahren, an die gesamte Sparte der Mobilität, aber auch an Sensorik und an alles, was über das Internet der Dinge zum Nutzen der Menschen vernetzt werden kann.

In Regensburg bin ich unter anderem für Sozialpolitik und vor allem die ältere Generation verantwortlich. Viele der neuen Entwicklungen helfen älteren Menschen, länger selbstbestimmt zu Hause leben zu können.


Die Regensburg-Repräsentanz ist die erste und damit einzige Vertretung der Stadt im Ausland. Warum haben Sie sich entschieden, diese Repräsentanz im Deutsch-Chinesischen Ökopark anzusiedeln?

Weil schon im Namen des Ökoparks der Wille zum Ausdruck kommt, zwischen Deutschland und China vernetzt zusammenzuarbeiten.

Zwischen Qingdao und Regensburg sehe ich viele Parallelen in der Entwicklung, auch wenn die Dimensionen beider Städte nicht zu vergleichen sind. Regensburg hat nur 160.000 Einwohner – ein Bruchteil der Bevölkerung von Qingdao. Aber wir verfolgen in beiden Städten ähnliche Ziele, wir haben ähnliche Branchen-Cluster, die wir gezielt fördern. Deshalb ist es auch wichtig, dass Regensburg hier in Qingdao präsent ist.


Angesichts der derzeit in Deutschland heißen Diskussionen über die Zusammenarbeit mit China setzt Regensburg damit auch ein sehr klares Zeichen.

Ja. Städte müssen sich vernetzen, müssen Kontakte über Ländergrenzen hinweg pflegen. Ich finde das sehr wichtig, denn es sind die Städte, die das Leben organisieren und nicht die oft sehr theoretischen übergeordneten Pläne. Unabhängig von den politischen und den weltwirtschaftlichen Entwicklungen halte ich den Austausch zwischen Städten, zwischen Unternehmen, zwischen Menschen für außerordentlich wichtig. Uns liegt daran, dass es unseren Unternehmen gut geht. Und den Unternehmen geht es nur gut, wenn sie weltweit zusammenarbeiten. Mit Gertrud Maltz-Schwarzfischer sprach Peter Tichauer

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