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© Wang Chaolu
Seit 10. Januar 2019 ist Zhu Tieyi Präsident des Verwaltungskomitees der Zone für Internationale wirtschaftliche Zusammenarbeit Qingdao (Deutsch-Chinesischer Ökopark). In den vergangenen Jahren sei das „Fundament“ des Gewerbegebietes erfolgreich aufgebaut worden. Nun komme es darauf an, gemeinsam mit seinem „außerordentlich motivierten Team“ den „Innenausbau“ zu beschleunigen, sagt er im Gespräch mit "China Insight", das wir dieser Stelle vorab veröffentlichen.
Dass er ein schwieriges Erbe angetreten hat, findet Zhu Tieyi nicht. Im Gegenteil. Er könne auf den Erfolgen seines Vorgängers aufbauen, der in den vergangenen sechs Jahren den Deutsch-Chinesischen Ökopark zu dem gemacht hat, was er heute ist. „Das ist ein gutes Fundament“, sagt er auf das Bauen Bezug nehmend. Das Haus stehe, nun wolle er alles daran setzen, den „Innenausbau“ weiter voranzutreiben und das Gebäude so zu gestalten, dass es den Erfordernissen der künftigen Entwicklung entspricht. Mit neuen Ideen den „Ökopark 2.0“ gestalten. Der Präsident nennt das „er ci chuangye“ (二次创业), was so viel wie „zweite Gründungsphase“ heißt.
Der aus der nordostchinesischen Provinz Heilongjiang stammende Zhu Tieyi wurde am 10. Januar dieses Jahres zum Präsidenten des Verwaltungskomitees der Zone für Internationale wirtschaftliche Zusammenarbeit (Deutsch-Chinesischer Ökopark) berufen. Der heute 50-Jährige ist promovierter Ingenieur für Computer- und Robotertechnik und hat nach dem Studium mehrere Jahre in Chicago für den Telekommunikationsausrüster AT&T gearbeitet. „Das war für mich die Schule für internationale Zusammenarbeit“, sagt Präsident Zhu. Dort habe er gelernt, was Effizienz bedeutet und wie erfolgreiche Arbeit im Team funktioniert. Um die Jahrtausendwende folgte er dem Ruf nach Qingdao, wo er zunächst stellvertretender Bürgermeister des Bezirks Shinan war, des Bezirkes der Stadt, der durch seine deutsche Architektur geprägt ist, vielmehr aber aufgrund seiner Vergangenheit lebendiger Ausdruck für die traditionellen Verbindungen zwischen Qingdao und Deutschland ist. An ein Treffen mit Vertretern der deutschen Dachdeckerzunft erinnert sich Zhu Tieyi mit leuchtenden Augen. Sie waren in „seinem“ Bezirk zu Gast, um Möglichkeiten der Zusammenarbeit bei der Restaurierung der alten Bausubstanz auszuloten. In Shinan habe er nicht nur Erfahrungen beim Management eines vitalen Stadtviertels sammeln können, so Zhu Tieyi, sondern auch bei der Ansiedlung von Unternehmen – chinesischen wie ausländischen. 2007 dann der Wechsel zur Qingdaoer Radio- und Fernsehanstalt.
Künftig müsse sich der Deutsch-Chinesische Ökopark noch besser vermarkten. Das sind die Worte des Medien-Experten Zhu Tieyi, der den Anspruch formuliert, nicht nur punktuell in einigen Regionen Deutschlands bekannt zu sein. Landauf und landab müsse der Ökopark zu dem Begriff eines nachhaltig wirtschaftenden deutsch-chinesischen Gewerbegebietes in China werden, an dem kein Weg vorbeiführe, so seine Forderung, die er noch unterstreicht: „Wenn ein Unternehmen uns kennt und sich aus verschiedenen Gründen entscheidet, sich hier nicht anzusiedeln, dann ist das selbstverständlich enttäuschend. Wenn sich aber ein Unternehmen bei uns nicht ansiedelt, weil es den Deutsch-Chinesischen Ökopark nicht kennt, dann ist das nicht akzeptabel.“
Unsere Marken stärken
Dasselbe gelte für andere Regionen. Auch wenn der Zusammenarbeit mit Deutschland, der Ursprung des Deutsch-Chinesischen Ökoparks, künftig weiterhin ein besonderes Augenmerk gelte und noch mehr deutsche Regionen und Unternehmen für ein Engagement in dem Gewerbegebiet gewonnen werden sollen, müsse das Wort „International“ zu einem wichtigen Markenzeichen werden. Über die erfolgreiche Zusammenarbeit mit Deutschland die Strahlkraft des Ökoparks auf andere europäische Länder und deren Unternehmen zu erweitern, hat sich der neue Präsident zur Aufgabe gemacht. Gleichzeitig müssten die Potenziale gehoben werden, die sich in unmittelbarer Nachbarschaft bieten, in Japan und Korea, aber auch in Südostasien. Zhu Tieyi sagt ganz klar, dass der Anteil ausländisch investierter Unternehmen in den kommenden Jahren deutlich erhöht werden soll. „Wir müssen uns konkrete Ziele für jedes Jahr stellen“, sagt er, „unsere Strategien anpassen und Voraussetzungen schaffen, dass es für internationale Unternehmen interessant ist, hier zu produzieren.“ Die Forschungs- und Entwicklungslandschaft zu vervollkommnen und den Unternehmen Dienstleistungen anzubieten, die maßgeschneidert deren Bedürfnissen entsprechen, sei das eine.
Daneben müsse „Ökologie“ künftig noch stärker zu einem Markenzeichen werden, mit dem nach außen offensiv operiert wird. Deutsche Unternehmen legten großen Wert auf Nachhaltigkeit, stellt Zhu Tieyi fest. Letzten Endes sei ja das Ziel, nachhaltiges und umweltfreundliches Wirtschaften gemeinsam zu fördern und dafür die notwendigen Grundlagen zu schaffen, der Kern der 2010 von den Regierungen Chinas und Deutschlands unterzeichneten Absichtserklärung für den Aufbau des Deutsch-Chinesischen Ökoparks Qingdao gewesen. „Daran wird es auch künftig keine Abstriche geben“, bekräftigt der Präsident und fügt an: „Das Wort Ökologie darf aber nicht zu einer Hülse verkommen. Wir müssen deutlich machen, dass und warum es unser Markenzeichen ist.“
In diesem Zusammenhang kommt Zhu Tieyi auf die Normen im Deutsch-Chinesischen Ökopark zu sprechen, etwa für nachhaltiges oder Passivbauen. Diese zu formulieren, dürfe kein Selbstzweck sein. Vielmehr müssten sie „geordnet“ und auf eine wissenschaftliche Basis gestellt werden. Weniger allgemeine Normen, dafür aber klar definierte, mit denen Effizienzpotenziale tatsächlich erschlossen werden können. Vor allem müsse deutlich werden, wo und wie diese Vorgaben umgesetzt werden. Nur so könnten sie die Ausstrahlung erlangen, die ja im Gründungsvertrag für den Ökopark formuliert wurde. Erst wenn hier erprobte Modelle nachhaltigen Bauen und Wirtschaftens in anderen Regionen des Landes übernommen werden, sei das Ziel erreicht.
Zhu Tieyi macht es sehr deutlich: „Grün“, im Sinne von Nachhaltigkeit, werde auch künftig das Credo im Deutsch-Chinesischen Ökopark sein. Auf der diesjährigen Arbeitskonferenz des Ökoparks, die kurz nach dem Frühlingsfest stattfand, hatte der Präsident allerdings auch erklärt, der Farbe „Grün“ müssten weitere Farben hinzugefügt werden. Was meint er damit? „Selbstverständlich muss ‚Grün‘ die ‚rote Linie‘ bilden, die nicht überschritten werden darf, wenn wir Unternehmen bei uns ansiedeln“, führt der Präsident aus. Das heiße aber nicht, dass „guten Firmen“, die interessiert sind, ich im Gewerbegebiet anzusiedeln und die zunächst als weniger umweltfreundlich gelten, automatisch die Tore verschlossen bleiben müssen. Die Aufgabe der Verwaltung müsse sein, den Knoten zu durchschlagen und gemeinsam mit den Firmen Lösungen zu finden, die es möglich machen, interessante Unternehmen anzusiedeln, ohne dabei die ökologischen Prinzipien über Bord zu werfen.
Ein starkes Team
Zhu Tieyi will nicht alles anders machen. Er sagt sogar, dass er, obwohl ihm viele Herausforderungen vertraut sind, noch viel lernen müsse. Zhao Shiyu, sein Vorgänger, habe ihm ein „fruchtbares Feld“ hinterlassen, das den besten Boden biete, um den Ökopark nunmehr auf eine neue Stufe seiner Entwicklung zu heben. Was gut ist, soll erhalten bleiben, anderes lohne sich weiterzuentwickeln. Vor allem habe sein Vorgänger ein starkes Team aufgebaut, „das an einem Strang zieht“. Er lobt den Geist, der unter den Mitarbeitern herrsche, den Willen, gemeinsam etwas voranzubringen.
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© Gao Yingjun
Gemeinsam mit einem starken Team die Vision vom Ökopark 2.0 umsetzen.
Die Vertreter der ausländischen Unternehmen im Ökopark schließt der Präsident dabei ausschließlich mit ein und drückt seinen Wunsch aus, dass sie ihm zur Seite stehen, um den „guten Ruf“ des Deutsch-Chinesischen Ökoparks noch besser über seine Grenzen hinaus zu tragen. Alteingesessene ausländische und inländischen Unternehmen und Firmen, die sich künftig hier ansiedeln, sowie das gesamte Team sollen, so die Vision des Präsidenten, zu einer großen und starken Gemeinschaft zusammenwachsen, um gemeinsam neue Entwicklungsperspektiven zu erschließen und die Zukunft zu gestalten. Peter Tichauer