Seit 20 Jahren unterhält die menzerna polishing compounds GmbH & Co. KG, Technologieführer für Polituren aus dem baden-württembergischen Ötigheim, eine Vertriebsgesellschaft in China. In einem nächsten Schritt will das Unternehmen jetzt technische Anwendungs- und Entwicklungskapazitäten aufbauen, um auf die kürzer werdenden Produktzyklen im chinesischen Markt schneller reagieren zu können, so Geschäftsführer Stefan Sulzmaier (rechts) und Marketing-Direktor Sven Bürkle (links) im Interview.
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Herr Sulzmaier, die weltweiten Konjunkturaussichten sind nicht mehr so positiv wie noch vor einigen Jahren. Eine vom DIHK Anfang des Jahres veröffentlichte Umfrage zeigt, dass deutsche Unternehmen die Entwicklung des Handels und des internationalen Geschäfts nicht mehr so positiv sehen. Das trifft auch auf das Chinageschäft zu. Wie schätzen Sie die Perspektiven Ihres Geschäfts in China ein?
Stefan Sulzmaier: Tatsächlich sind auch wir mit eher pessimistischen Erwartungen in dieses Jahr gestartet. Allerdings hat sich das bisher nicht bestätigt. Unsere sehr hochwertigen Produkte sind nach wie vor sehr gefragt. Das Geschäft ist dank unserer Diversifizierungsstrategie insgesamt nicht rückläufig. Damit können mögliche Verluste in bestimmten Bereichen durch den Absatz in anderen ausgeglichen werden.
Wie sieht diese Diversifizierung aus?
Stefan Sulzmaier: Menzerna stellt Poliermittel her. Überall dort, wo Glanz gefragt ist, sind wir ganz vorn dabei. Produkte, die glänzen sollen, sind so vielfältig wie das Leben. Das Spektrum reicht von der Automobilindustrie bis zu Waschbecken und Kochtöpfen oder Mobiltelefon-Gehäusen.
Beim Autoabsatz werden in China aber nicht mehr die in den vergangenen Jahren gewohnten hohen Zuwächse erreicht.
Stefan Sulzmaier: Wenn Neuwagenverkäufe zurückgehen, spüren wir das zunächst weniger. Poliert werden ja vor allem ältere Fahrzeuge. Und wir sehen in China einen großen Bedarf im sogenannten Auto-Detailing, also dem Aufpolieren von Autos. Das ist ein Bereich, der für uns zunehmend interessant wird.
Welche Bedeutung hat der chinesische Markt für menzerna im globalen Vergleich?
Stefan Sulzmaier: China ist für uns ein sehr wichtiger Markt. Deshalb haben wir hier in Qingdao auch ein Werk – unser einziges Werk außerhalb Deutschlands. Wir versprechen uns hier hohe Wachstumsraten und werden deshalb weiter investieren und eine recht umfangreiche Produktion aufbauen.
Sie sind seit zwei Jahrzehnten in Qingdao. Nach meiner Kenntnis ist das bisher „nur“ eine Vertriebsorganisation.
Stefan Sulzmaier: Das ist der aktuelle Stand. Wir mischen hier, wir füllen ab. Wir planen aber, eine Produktion aufzubauen und auch in die Entwicklung zu investieren. Das ist einfach notwendig, um schneller auf die Bedürfnisse im chinesischen Markt reagieren zu können. Denn die Produktzyklen bei den Anwendern unserer Polituren werden immer kürzer. Darauf müssen wir schnell reagieren können. Das geht nur, wenn wir hier die entsprechenden technischen Kapazitäten haben.
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Stefan Sulzmaier: Wir bauen in den kommenden zwei Jahren Kapazitäten für Entwicklung und Produktion auf.
In welchen Zeithorizonten denken Sie dabei.
Stefan Sulzmaier: Ich gehe davon aus, dass wir in den kommenden zwei Jahren unsere Kapazitäten für Entwicklung- und Anwendungstechnik aufbauen und in diesem Zuge den Aufbau der Produktion planen. Das werden wir dann vermutlich in kleineren Schritten machen, also zunächst Konzentrate aus Deutschland einführen, um Polituren für den lokalen Markt herzustellen.
Herr Bürkle, was spricht für den Standort Qingdao?
Sven Bürkle: Die gute logistische Anbindung. Die Nähe zu unseren Kunden. Aus Qingdao können wir unsere Chinastrategie optimal verfolgen und den chinesischen Markt weiter erschließen.
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Sven Bürkle: Ökologie ist für uns ein hohes Gut und der Deutsch-Chinesische Ökopark damit ein idealer Standort.
Vor zwei Jahren haben Sie sich entschieden, von Downtown Qingdao in den Deutsch-Chinesischen Ökopark umzuziehen. Warum?
Sven Bürkle: Ökologie ist für uns ein hohes Gut. In unserem Werk in Ötigheim haben wir ein zertifiziertes Energie-Management-System aufgebaut. Das heißt, wir nutzen Solarenergie und haben technische Ausrüstungen, um Energie zurückzugewinnen. Mit unseren neuen Green-Line-Produkten beweisen wir, dass für uns der Mensch im Mittelpunkt steht. Das heißt, mit diesen Polituren werden sowohl die Gesundheit der Anwender als auch die Umwelt geschützt. Damit setzen wir global Maßstäbe und wollen das in naher Zukunft auch im chinesischen Markt tun.
Sie haben bei der Entwicklung des Chinageschäfts lange Zeit vor allem auf Vertrieb gesetzt, um Ihr geistiges Eigentum besser schützen zu können. Jetzt wollen Sie einen Schritt weiter gehen. Mit welchen Herausforderungen sehen Sie sich konfrontiert?
Stefan Sulzmaier: Wir sind Marktführer. Wir haben die technologisch hochwertigsten Produkte auf dem Markt. Gerade in China treffen wir aber immer wieder auf Fälschungen. Dabei sind die Verpackungen qualitativ sehr gut gefälscht, wenn ich das so sagen kann. Der Inhalt ist aber deutlich minderwertiger. Das ist für uns eine große Gefahr. Die Kunden kaufen augenscheinlich ein menzerna-Produkt. Selbst mir fällt es schwer, Original und Fälschung zu unterscheiden. Die Qualität des Inhalts stimmt aber nicht und es entsteht der Eindruck, wir produzieren schlechte Ware.
Darüber hinaus gibt es Unternehmen, die mit ihrer Firma suggerieren, dass sie mit Manzerna in Beziehung stehen, was nicht stimmt. Auch dagegen wollen und müssen wir rigoros vorgehen. Denn das ist eine Schädigung unseres Rufes, unseres Namens. Wir stehen für hohe Qualität und beste Anwendungsergebnisse. Das müssen wir verteidigen. Insbesondere hier in China.
Steht Ihnen der Deutsch-Chinesische Ökopark dabei zur Seite? Immerhin ist die Gewährleistung des Schutzes geistigen Eigentums ein Credo des Standortes.
Stefan Sulzmaier: Der Park unterstützt uns bei Rechtsfragen. Wir werden sehr gut beraten, auch beim Abschluss einer zusätzlichen Rechtsschutzversicherung. Der Aspekt, dass wir hier tatsächlich unterstützt und geschützt werden, war für uns bei der Entscheidung für den Standort wichtig.
Hat das auch die Entscheidung beeinflusst, eine Produktion aufzubauen?
Stefan Sulzmaier: Auf jeden Fall.
Herr Bürkle, Sie sind das erste Mal im Deutsch-Chinesischen Ökopark. Welchen Eindruck haben Sie gewonnen?
Sven Bürkle: Mich beeindruckt das sehr professionelle Umfeld. Die Zusammenarbeit funktioniert reibungslos, insbesondere in der eben schon erwähnten Frage des Schutzes geistigen Eigentums. Aber auch bei allen anderen auftretenden Problemen können wir uns jederzeit an die Verwaltung wenden, die uns bei der Lösung dieser Fragen professionell unterstützt. Das macht den Deutsch-Chinesischen Ökopark zu einem idealen Standort, um unser Chinageschäft auszubauen und weiter zu entwickeln.
Würden Sie Ihren Geschäftspartnern, die auf der Suche nach einem attraktiven Standort in China sind, den Ökopark empfehlen?
Sven Bürkle: Auf jeden Fall. Qingdao an sich ist ein guter Standort, den wir durchaus weiterempfehlen können. Der Ökopark im Besonderen ist zusätzlich interessant, weil es hier eine Reihe deutscher Unternehmen gibt, die Neueinsteigern Erfahrungen vermitteln können. Und mit artverwandten Herstellern lassen sich hier starke Allianzen aufbauen.
Im Deutsch-Chinesischen Ökopark wird großer Wert auf die sogenannte intelligente Fertigung gelegt, also auf das, was in Deutschland als „Industrie 4.0“ einen Namen hat. Ist das ein Aspekt, der kleinere Unternehmen veranlassen kann, diesen Standort in Erwägung zu ziehen?
Stefan Sulzmaier: Durchaus. Gerade für Unternehmen, die in dieser Richtung unterwegs sind.
Mit Stefan Sulzmaier und Sven Bürkle sprach Peter Tichauer