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Vom „Smart-Trend“ profitieren. China soll für Logomat zum Kernmarkt werden

2020-08-21 13:49 Ökopark

Vom „Smart-Trend“ profitieren

China soll für Logomat zum Kernmarkt werden


Präziser automatischer Transport von Baugruppen – dafür sorgen die Fördersysteme aus dem Hause Logomat. Spätestens seit Beginn des laufenden Fünfjahresprogramms ist „smart“ das „Zauberwort“, das für einen weiteren Schritt bei der Modernisierung der chinesischen Fertigungsindustrie steht. Logomat ist mit seinem Ende 2019 in Qingdao eröffneten Werk spät in den chinesischen Markt gestartet. Aber nicht zu spät.


© Logomat

Fertigung in Qingdao: Bei den e-Cart-Systemen ist die Intelligenz mit an Bord.


David Hümmerich will nicht kleckern. Er klotzt. Bedingt durch die Corona-Krise ist in „seinem“ Werk in Qingdao die Produktion mit leichter Verzögerung angelaufen. Die anfängliche Zielvorgabe war, einen Jahresumsatz von zwei bis drei Millionen Euro zu erreichen, wenn die Produktion voll angelaufen ist. „Das bringen wir fast hin“, beschreibt der General Manager der Logomat automation (Qingdao) Co., Ltd. den durchaus „positiven Start“ in schwierigen Zeiten. Zuversichtlich fügt er an: „Ich möchte hier langfristig einen höheren Umsatz als in den anderen Werken unserer Gruppe erreichen.“


Spät, aber nicht zu spät

Logomat Qingdao ist das jüngste Werk der 1983 von den Brüdern Peter und Matthias Krups im rheinland-pfälzischen Neuwied gegründeten Unternehmensgruppe für Fördersysteme. Vor eineinhalb Jahrzehnten ist das Unternehmen in die USA expandiert und hat dann 2014 mit der Gründung eines Joint Ventures für Vertrieb und Service in Shanghai einen Fuß in den chinesischen Markt gesetzt. David Hümmerich, der zuvor das Geschäft in den USA betreut hatte, meint, möglicherweise wäre es besser gewesen, schon zur Jahrtausendwende nach China zu gehen, fügt dann aber an: „Wir sind zwar spät, aber nicht zu spät.“ Eigentlich ist das Unternehmen mit seinen automatischen Förderanlagen genau zur rechten Zeit nach China gekommen. Denn „Automatisierung“ ist spätestens mit dem seit 2016 laufenden Fünfjahresprogramm ein Kern der wirtschaftlichen Strategie, die auf den Aufbau sogenannter smarter Produktionsketten setzt. Der Bedarf an maßgeschneiderten Lösungen für innerbetriebliche Fördersysteme wächst. Logomat ist in erster Linie Zulieferer für Integratoren, die Produktionsanlagen aufbauen, und liefert Rollenförderanlagen und sogenannte e-Cart-Systeme für die Fertigungs- oder Testautomation, vorwiegend bei Autoherstellern. Angefangen vom Autositz bis zu kompletten Motorblöcken können so bewegt werden, wobei sichergestellt wird, dass sie präzise von Arbeitsstation zu Arbeitsstation bewegt werden. Vor allem die e-Cart-Systeme entsprechen den „smarten“ chinesischen Zielen. Das sind schlüsselfertige und erweiterungsfähige Förderanlagen aus Smart-Modulen, die über „Intelligenz für Drehungen“ verfügen. „Mit diesen Systemen verkaufen wir moderne Transport-Logik. Die Intelligenz ist gleich mit an Bord.“



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David Hümmerich (links) erklärt der Deutschen Generalkonsulin in Shanghai, Christine Althauser, die Funktionsweise der Rollenförderanlagen.


Da war es fast schon logisch, in China zu expandieren und eine lokale Produktion aufzubauen. „Fünf bis sechs Wochen Lieferzeit aus Deutschland – bei dem hiesigen Tempo ist dies zu lang“, konstatiert David Hümmerich. Gleichzeitig kann der After-Sales-Service besser und vor allem zeitnah organisiert werden, wenn ein kompetentes Team von Fachkräften und Ingenieuren zur Verfügung steht. Der Manager sagt: „Wir liefern nicht nur ein Produkt, wir begleiten es auch über den gesamten Lebenszyklus.“ Im November des vergangenen Jahres wurde das Werk im Deutsch-Chinesischen Ökopark Qingdao offiziell eingeweiht, Anfang dieses Jahres ist die Produktion angelaufen.


Hier ist „international“ keine Worthülse

Die Entscheidung für Qingdao folgte letztlich einem „Bauchgefühl“, sagt der Geschäftsführer. Er habe sich selbstverständlich auch rund um Shanghai umgeschaut. In Shanghai ein neues Produktionsunternehmen aufzubauen, sei nicht mehr so einfach, musste er feststellen. In anderen Gewerbegebieten im Shanghaier Speckgürtel hatte er oftmals das Gefühl, „international“ sei lediglich eine Worthülse.

Im Ökopark sei das anders. „Als deutsches Unternehmen, das kaum über chinesische Erfahrungen verfügte, wurden wir bei der Ansiedlung rundum unterstützt.“ David Hümmerichs Eindruck war, das es keine Rolle spiele, ob das investierende Unternehmen groß oder klein ist. Überzeugt hätten zudem das grüne Umfeld und die Qualität der Produktionshallen, ihre Substanz, der Grundriss.


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Im Deutsch-Chinesischen Ökopark ist das Wort "international" nicht nur eine Worthülse, findet der Logomat-Geschäftsführer.


Neben der für eine effiziente Logistik günstigen geografischen Lage auf halber Strecke zwischen Peking und dem Shanghaier Raum, wo die meisten Kunden angesiedelt sind, spielte bei der Entscheidung für Qingdao auch eine Rolle, dass es in der Stadt eine breite Vielfalt potenzieller Zuliefer-Unternehmen gibt. Die müsse sich Logomat freilich noch „heranziehen“, damit sie bei der hohen Fertigungstiefe der einzelnen Komponenten dieselbe Qualität liefern wie in Deutschland. Beim Fräsen, Drehen und bei der Laserbearbeitung sind die geforderten Toleranzen minimal, so der Manager, der sich das Ziel gesetzt hat, nach und nach den Anteil der lokalen Zulieferungen auf 100 Prozent zu erhöhen. Dass dies in absehbarer Zeit erreicht wird, daran lässt er keinerlei Zweifel aufkommen. „Schon heute schwingt das Pendel in die chinesische Richtung“, sagt David Hümmerich mit einem zufriedenen Lächeln.

Dass Logomat gleichzeitig in der neuen Pilot-Freihandelszone Shandong liegt, hat für das Unternehmen zunächst keine besondere Bedeutung. Zunächst gilt die ganze Aufmerksamkeit des Managers und seines mit elf Mitarbeitern derzeit noch recht kleinen Teams dem chinesischen Markt. Zurzeit sind vor allem ausländisch investierte Unternehmen Logomat-Kunden. Zunehmend auch chinesische Firmen.

Perspektivisch wird durchaus daran gedacht, Qingdao zu einem Lieferhub für die asiatischen Nachbarländer zu entwickeln David Hümmerichs Vize, Xu Yankun, erklärt, chinesische Integratoren bauten heute weltweit Produktionsanlagen. Das seien für das Unternehmen potenzielle Kunden. Xu Yankun nennt es „die chinesische Infrastruktur“, die genutzt werde, „um von Qingdao aus in die Welt zu gehen.“ Peter Tichauer


Hinweis: Der Artikel erscheint in China insight 3/2020. Die Ausgabe wird Ende September auf dem Tisch liegen.


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