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Von Corona (fast) unbeeindruckt – Normalität auf Chinas dritten Internationalen Importmesse

2020-11-10 15:02 Wirtschaft & Unternehmen

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Von Corona (fast) unbeeindruckt

Normalität auf Chinas dritten Internationalen Importmesse


Vom 4. bis 10. November fand in Shanghai die 3. Internationalen Importmesse CIIE statt, in diesem Jahr eine der wichtigsten Handelsveranstatlugen in China. Den Veranstaltern zufolge wurden im Dienstleistungssektor umfangreiche Vereinbarungen geschlossen. Trends zu erkennen und Stimmungen einzufangen, war auch die Motivation der HHLA Hamburg Hafen und Logistik AG, an der Messe teilzunehmen. „China insight“ sprach am letzten Messetag mit Lars Anke, HHLA-Chefrepräsentant für Asien.



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Herr Anke, Sie waren auch in den vergangenen zwei Jahren auf der CIIE. Wie war die Stimmung in diesem Jahr?

Ich fand, dass die Messe normal ablief, so wie auch in den Jahren zuvor. Nur war sie aufgrund der Corona-Situation und der bestehenden strengen Anforderungen an Einreisende weniger international. Nur wenige Ausländer waren auf der Messe. Die internationalen Unternehmen wurden im Wesentlichen von ihren chinesischen Mitarbeitern vertreten. Abgesehen davon war die Stimmung recht gut. Das ist sicherlich darauf zurückzuführen, dass es in China wieder bergauf geht, weshalb der Markt für viele Unternehmen derzeit eine besondere Bedeutung hat.


Den aktuellen Zollstatistiken zufolge zeichnet sich in den ersten zehn Monaten des Jahres ab, dass die Exporte recht kräftig steigen, die Importe eher moderat. Wird die CIIE zu einem Import-Endspurt in den verbleibenden zwei Monaten führen?

Eher nicht. Ich habe selbstverständlich keinen kompletten Überblick. Mein Eindruck ist jedoch, dass die meisten Unternehmen, die auf der Messe waren, bereits Chinageschäft haben und zum großen Teil schon im Land produzieren. Mein Gefühl ist – und das gilt auch für uns –, für das Gros der Unternehmen war die Messe eine Plattform, um Kontakte zu pflegen und weiter auszubauen. Es ging weniger darum, chinesische Import-Aufträge zu gewinnen.


Die HHLA dürfte ja nicht zur klassischen Zielgruppe gehören, die die Veranstalter der Importmesse ansprechen. Warum war es trotzdem wichtig, auf der Messe Gesicht zu zeigen?

Wir sind Dienstleister im Außenhandel. Jeder, der im- oder exportiert, hat mit großer Wahrscheinlichkeit irgendwann mit uns zu tun, weil wir seine Container im Hafen umladen beziehungsweise unsere Bahn- oder Lkw-Gesellschaft seine Container transportiert. Deshalb war die Messe für uns wichtig, um die Stimmung bei den großen Exporteuren, Importeuren und Verladern „einzufangen“. Gleichzeitig konnten wir mit unseren Kunden die Kontakte vertiefen – mit den großen chinesischen und internationalen Schifffahrtsgesellschaften sowie mit anderen Terminal-Betreibern. Die Frage ist, welche Trends weltweit zu beobachten sind und ob es Ansätze für neue Kooperationen gibt. Hier wird keiner kommen, um beispielsweise den Auftrag zu geben, 10.000 Container zu verladen. Darum geht es uns nicht. Wir wollen Trends erkennen, auf die wir reagieren können und müssen.


Welche Trends konnten Sie feststellen? Oder anders gefragt: Wie ist die Stimmung unter den Importeuren und Exporteuren?

Die Stimmung wird besser. Das reflektiert sich auch in unseren Zahlen für das zweite Halbjahr, obwohl wir selbstverständlich erst einmal abwarten müssen, wie sich die gegenwärtige zweite Corona-Welle in Europa auswirken wird.

Im technisch-operativen Bereich stellen wir einen Trend zu mehr ökologischer Nachhaltigkeit fest, die auch für uns wichtig ist. Dazu gehört der Einsatz von wasserstoffbetriebenen Terminal-Fahrzeugen. Darüber hinaus sind es Fragen wie Digitalisierung, Cloud-Lösungen, Automatisierungsprozesse. Für uns ist es selbstverständlich interessant, wie andere Player an diese Fragen herangehen.


Der Hafen Hamburg lebt ja zum großen Teil vom Chinageschäft. Wie ist es dieses Jahr bisher gelaufen?

Das erste Halbjahr war für uns ohne Zweifel eine große Herausforderung. Es war schwierig. Im zweiten Halbjahr sehen wir eine Erholung, wobei es viele Fragezeichen gibt, wie das Geschäft im November und Dezember aussehen wird. Bis September, Oktober sah der Trend recht positiv aus. Das heißt nicht, dass wir dieses Jahr im Vergleich zum Vorjahr hätten retten können. Unterm Strich scheint es aber so, dass wir positiv herauskommen können. Die HHLA hat sogar in dem schwierigen ersten halben Jahr keine Verluste eingefahren, sondern im Gegenteil einen Gewinn verbuchen können. Wir gehen davon aus, über das Jahr gerechnet „mit einem blauen Auge“ davon zu kommen.


Ist es möglich zu quantifizieren, welchen Anteil die Erholung der chinesischen Wirtschaft an diesem Trend hat?

Eine konkrete Prozentzahl kann ich nicht „ankleben“. Wir sehen aber einen deutlichen Aufwärtstrend in den direkten China-Verkehren. Immerhin sind diese Verkehre mit einem Anteil von etwa einem Drittel am Gesamtumschlag für den Hamburger Hafen ein bedeutender Wirtschaftsfaktor. Eine Erholung in China schlägt sich direkt auf das Gesamtergebnis des Hafens nieder. Vergessen Sie aber nicht, dass bestimmte innereuropäische Transporte, etwa von Hamburg nach Russland oder von Griechenland nach Hamburg, durchaus auch im Bezug zum Chinageschäft stehen, sodass der China-Anteil am Gesamtgeschäft eher mehr als das eine Drittel ausmacht. • Peter Tichauer


Das Interview erscheint in "China insight" 4/2020.

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