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Im Ökopark getroffen: Liu Xiaoyan hat die Städtepartnerschaften in der Hand und will mehr Bewegung in die Kooperation bringen

2019-10-09 15:29 Ökopark

Nein, so richtig gesprächig ist Liu Xiaoyan nicht. Eher nachdenklich. Sehr nachdenklich. Als wir uns zum Gespräch zusammensetzen, steckt sie gerade mitten in den Vorbereitungen für ein großes Projekt. Aus Anlass des 70. Jahrestages der Gründung der VR China hatte Qingdao ein Dutzend der Partnerstädte und -regionen eingeladen, um sich bei politischen Dialogen, Kultur und Sport der Bevölkerung der Stadt zu präsentieren. Darunter auch Oldenburg, Mannheim und Regensburg, die ihre Repräsentanzen im Deutsch-Chinesischen Ökopark haben. Liu Xiaoyan ist die Stimme dieser drei deutschen Städte in China.


Deutschland – ein „Zufall“

Die junge Frau, noch keine Dreißig, spricht ein nahezu perfektes Deutsch, „das ich freilich mehr üben sollte“. Dabei kam sie zu Deutsch und Deutschland eher durch Zufall. Besser gesagt durch eine glückliche Fügung. Die gebürtige Qingdaoerin hat an der heimischen Ocean University interna­tionalen Handel studiert. Ein Austausch-Programm mit der Universität Bremen fand ihr Interesse. „Mal etwas anderes“, habe sie sich gedacht und für das Programm beworben. „Die Chance wollte ich nutzen.“ Es hat geklappt – und aus dem Kurzaufenthalt in Bremen wurden vier Jahre, die sie anschließend an der Kieler Universität verbracht hat, um ihren Bachelor in BWL zu machen. „Die Wirtschaftswissenschaften dort haben einen guten Ruf“, sagt Liu Xiaoyan, für die Kiel zudem den Pluspunkt hatte, am Meer zu liegen.


© privat


In ihren „deutschen Jahren“ habe sie die Mentalität der Deutschen schätzen gelernt. Sie würden genau prüfen, ehe sie handeln. „Dann klappt es aber auch.“ Sie meint noch, bei den Deutschen gehe alles ein wenig gemächlicher zu, will damit aber nicht sagen, dass sie vom chinesischen Tempo nichts halte. Im Gegenteil. In ihrer Arbeit möchte sie beides Zusammenbringen – deutsche Gründlichkeit und chinesische Geschwindigkeit. Beispielsweise bei der Gestaltung der Partnerschaften zwischen deutschen und chinesischen Städten.


2015 aus Kiel zurückgekehrt, war für Liu Xiaoyan der Deutsch-Chinesische Ökopark „die erste Wahl“. Sie ist davon überzeugt, dass es in der Stadt kein anderes Unternehmen gibt, das die Beziehungen zu Deutschland so intensiv pflegt. „Es ist ja mehr eine Plattform als ein Unternehmen“, stellt Liu Xiaoyan fest – die Kooperationen reichen von der handfesten Produktion über die Ausbildung von Personal nach deutschem Vorbild bis hin zu Kultur und Sport.


Es müsste ein Vollzeit-Job sein

Und die Städtepartnerschaften. Als Oldenburg sich 2016 entschied, im Ökopark eine Repräsentanz zu eröffnen, hatte sich Liu Xiaoyan beworben, das Büro zu leiten. „Es ist aber nur ein Teil meiner Arbeit“, sagt sie. In dieser Aussage schwingt ein wenig Bedauern mit, denn Liu Xiaoyan glaubt, in der Zusammenarbeit könnte sich viel mehr bewegen – in der „grünen“ und in der „blauen“ Wirtschaft vor allem. Das Problem sei allerdings, dass die Erwartungen auf beiden Seiten sehr unterschiedlich sind. Im Ökopark gehe es selbstverständlich darum, Unternehmen anzusiedeln. „Die Oldenbuger Unternehmen sind in der Mehrzahl jedoch sehr klein und auf stark den norddeutschen Wirtschaftsraum fixiert.“ Das klingt ein wenig wie Aufgeben. „Nein, so ist das nicht“, sagt Liu Xiaoyan entschieden und betont, dass der chinesische Markt mit seiner Größe nach wie vor für internationale Unternehmen attraktiv ist. Zunehmend auch für kleinere. Vielleicht müsse sich Qingdao als Standort noch besser vermarkten, überlegt sie und fügt an: „Dass wir jetzt Teil der neuen Pilot-Freihandelszone sind, ist auf jeden Fall ein Plus.“ 


Mehr Schwung in die Beziehungen zu bringen, das ist ihr Traum. Wichtig sei aber, dass alle mitziehen, Unternehmen Interesse zeigen und sich politische Entscheidungsträger hier wie dort noch stärker engagieren, um den Unternehmen den Weg in einen neuen Markt zu ebnen. Peter Tichauer

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